Wien (OTS/SK) - „Wir stehen heute vor dem Scherbenhaufen einer seit Jahrzehnten andauernden Fehlentwicklung. Antibiotika – eine der Grundsäulen der modernen Medizin - werden viel zu häufig und oft ohne dringende medizinische Notwendigkeit eingesetzt. Schon heute sterben 25.000 Menschen in der EU jährlich an Infektionen, die auf multiresistente Keime zurückzuführen sind. Wenn wir nicht schnell handeln, werden schon bald grundlegende Routineoperationen wieder ein lebensbedrohliches Risiko darstellen“, erläutert Karin Kadenbach, gesundheitspolitische Sprecherin der Europa-SPÖ.****

Als Berichterstatterin legt Karin Kadenbach heute dem zuständigen Umwelt- und Gesundheitsausschuss einen Bericht mit Vorschlägen zur Bekämpfung antimikrobieller Resistenzen zur Abstimmung vor: „Es braucht ein Umdenken bei der Behandlung von Infektionen: Sowohl das oft übereilte Verschreiben von Breitspektrum-Antibiotika als auch die große Nachfrage seitens der PatientInnen ist problematisch. Es lässt sich auch schon vor der eigentlichen Behandlung ansetzen: Eine simple Empfehlung zum Händewaschen darf nicht unterschätzt werden! Und gegen eine Vielzahl mikrobieller Krankheitserreger stehen effektive Impfstoffe zur Verfügung. Wir müssen auch den landwirtschaftlichen Bereich in die Pflicht nehmen. Der ausufernde Einsatz von Antibiotika in Tierzucht und -haltung muss der Vergangenheit angehören."

Gerade bei der Erforschung antimikrobieller Resistenzen ist die EU schon heute globaler Spitzenreiter, wichtige Initiativen werden mit Mitteln aus Horizon 2020 gefördert. „Hier darf unser Engagement nicht abreißen. Zusätzlich schlagen wir im Bericht eine Reihe weiterer Maßnahmen vor. Um den überbordenden Einsatz von Breitbandantibiotika einzudämmen, müssen am Markt auch die spezifisch am besten wirksamen Medikamente verfügbar sein. Dabei können auch neuartige Schnelltests und besser geschultes Personal helfen. Zusätzlich fordern wir in unserem Bericht, das Thema mittels Handelsabkommen und im internationaler Konferenzen auf die globale Agenda zu setzen. Ich bin davon überzeugt, dass wir Antibiotika-Resistenzen nur mit dem ganzheitlichen ‚One-Health‘-Ansatz auf europäischer und nationaler Ebene und einer engen Zusammenarbeit im öffentlichen Gesundheits- und Veterinärwesen wirksam bekämpfen können. Sagen wir den multiresistenten Keimen den Kampf an!”, schließt Kadenbach.