Die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament gedachte heute der Opfer des Völkermords von Srebrenica und traf mit Vertretern der Aktion der Mütter der Srebrenica-Enklave Žepa zusammen, die die Angehörigen der Ermordeten repräsentiert.

Gianni Pittella, Vorsitzender der S&D Fraktion, sagte dazu:

„Srebrenica stellt einen unauslöschlichen Schandfleck in der Geschichte der Europäischen Institutionen dar. Wir haben eine moralische Verpflichtung, Wahrheit und Gerechtigkeit für die Opfer sicherzustellen. Wir können nicht akzeptieren, dass die Verantwortlichen für dieses Massaker noch immer auf freiem Fuß sind. In Bosnien können wir keine halben Wahrheiten akzeptieren. Ohne Gerechtigkeit gibt es keine Versöhnung. Europa hat eine moralische Pflicht, Bosnien über das Dayton-Abkommen hinaus zu begleiten und dem Land eine klare Aussicht auf Integration zu bieten. Nur durch Gerechtigkeit und europäische Integration kann Bosnien endlich voranschreiten.“

Tanja Fajon, stellvertretende S&D Fraktionsvorsitzende, sagte:

„Vor 20 Jahren wurde die bosnische Bevölkerung in Srebrenica zu Opfern der schlimmsten Verbrechen in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg. Heute gedenken wir der Opfer und anerkennen, dass wir als Europäische Gemeinschaft es nicht geschafft haben, diese Gräueltaten zu verhindern. Das Gründungsprinzip unserer Union war es, in Europa eine Rückkehr zur Barbarei des Kriegs zu verhindern. In Srebrenica sind wir an diesem Grundsatz gescheitert und haben das bosnische Volk im Stich gelassen.

Es ehrt uns, dass Vertreterinnen der Aktion der Mütter der Srebrenica-Enklave Žepa heute bei uns sind, die unermüdlich arbeiten, um das Andenken der Ermordeten zu bewahren und ihre Mörder vor Gericht zu stellen. Wir müssen sie in beiden Aspekten ihrer Arbeit uneingeschränkt unterstützen.“

Afzal Khan, Sprecher der S&D Fraktion für Bosnien-Herzegowina, sagte:

„Diese Woche gedenken wir des Genozids von Srebrenica und ehren die Opfer und ihre Familien. Wir müssen diese Gelegenheit nicht nur nutzen, um feierlich zu gedenken, sondern auch um auf eine bessere Zukunft für alle Bürgerinnen und Bürger Bosniens zu drängen. Wir müssen alles tun, um sicherzustellen, dass die Lehren aus der Vergangenheit gezogen werden, und unsere Entschlossenheit bekräftigen, Vorurteilen, dem Hass und dem Bösen nie wieder tatenlos zuzusehen. Die EU als größtes Friedens- und Versöhnungsprojekt der neueren Geschichte kann als Beispiel dafür dienen, was erreicht werden kann.

Die Fortsetzung des europäischen Wegs ist daher die beste Art und Weise, zu einer Aussöhnung mit den Tragödien der Vergangenheit zu gelangen. Während die Nachbarländer auf dem Weg zur EU-Mitgliedschaft rasch vorangeschritten sind, wird Bosnien durch gewisse Aspekte des Dayton-Abkommens zurückgehalten. Dieses Abkommen mag Frieden gebracht haben, aber jetzt hindert es Bosnien daran, echte Fortschritte zu machen. Wir haben eine moralische Pflicht, Bosnien zu helfen, damit es Reformen durchführt und der europäischen Familie und schließlich einer EU-Mitgliedschaft näher kommt.“

Redaktionshinweis

Amina Mujkanović und Almedina Pasić, Angehörige von Todesopfern von Srebrenica, werden heute Abend in einer Sondersitzung mit allen Mitgliedern der S&D Fraktion zusammentreffen. Das Europäische Parlament wird morgen bei seiner Plenartagung in Straßburg über eine Resolution zu Srebrenica debattieren und abstimmen.