Das Europäische Parlament hat heute eine Reihe von Empfehlungen zur Eindämmung des Suchtpotenzials von Online-Diensten, inklusive sozialer Medien und Streaming-Diensten, angenommen. Der Suchtcharakter führt dazu, dass Nutzerinnen und Nutzer häufig länger als beabsichtigt auf den Apps verbleiben, sodass sich ihre Daten mit Gewinn vermarkten lassen.

Manipulative, suchterzeugende und verhaltensorientierte Gestaltungen sind äußerst schädlich, da sie die psychische Gesundheit beeinträchtigen und insbesondere bei Kindern und Jugendlichen zu Verhaltensrisiken und Schäden führen können, etwa zu Formen von digitaler Sucht. Der heute angenommene Bericht ist der erste bedeutsame Versuch auf europäischer Ebene, gegen manipulative digitale Gestaltung und ihre Auswirkungen auf die geistige Gesundheit vorzugehen. Die Kommission wird aufgefordert, Rechtsvorschriften zu suchterzeugenden Gestaltungsformen zu erarbeiten, entweder im Rahmen bestehender Gesetze wie der Richtlinie über unlautere Geschäftspraktiken oder durch ein neues Gesetz.

Zwei der wichtigsten in dem Bericht enthaltenen Forderungen der S&D-Fraktion an die EU-Kommission sind die Bewertung der suchterzeugenden psychischen Auswirkungen von interaktionsbasierten Empfehlungssystemen (Netflix, YouTube, Amazon), die ihre Nutzerinnen und Nutzer möglichst lange auf der Plattform halten und somit nicht als neutral anzusehen sind, sowie die Erwägung, die Beweislast für Praktiken umzukehren, deren Suchtpotenzial von der Kommission oder nationalen Behörden belegt wurde oder als gesichert gilt.

Alex Saliba – sozialdemokratischer Schattenberichterstatter für die suchterzeugende Gestaltung von Online-Diensten und den Verbraucherschutz im EU-Binnenmarkt, sagte:

„Digitale Abhängigkeit existiert als echtes Problem. Viele von uns sind im wahrsten Sinne des Wortes handysüchtig. Aber nicht die Menschen sind das Problem, sondern Online-Dienste wie Spiele, soziale Medien, Streaming-Websites und Online-Marktplätze, die darauf ausgerichtet sind, uns in ihren Bann zu ziehen. Die Schäden, die solche Praktiken anrichten, sind real. Vor allem Kinder und Jugendliche fallen diesen süchtig machenden Designs zum Opfer, die ihre Aufmerksamkeitsspanne und Gehirnentwicklung schon in jungen Jahren beeinträchtigen. Wir müssen unverzüglich handeln, um den Menschen zu helfen, diesen Kreislauf zu durchbrechen, da das Suchtpotenzial der Designs, denen wir heutzutage ausgesetzt sind, auch nicht durch Selbstdisziplin außer Kraft gesetzt werden kann.

Es ist höchste Zeit, Alarm zu schlagen und Maßnahmen gegen exzessive Internetnutzung und den Suchtcharakter bestimmter digitaler Dienste zu ergreifen, die menschliche Schwächen ausnutzen, um Aufmerksamkeit zu binden und Nutzerdaten zu Geld zu machen. Das Europäische Parlament fordert neue Gesetze zum Schutz der Menschen, indem Plattformen gezwungen werden, ethische und faire digitale Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Einige unserer Forderungen werden umgehend positive Wirkungen entfalten, etwa die standardmäßige Abschaltung aller Benachrichtigungen, die einfache Wahl zwischen einer Farb- oder Graustufendarstellung und Warnhinweise, wenn die Nutzerinnen oder Nutzer zu lange auf den Bildschirm schauen.

Wir erwarten von der nächsten Europäischen Kommission, dass sie die suchterzeugende Gestaltung von Online-Diensten als prioritäre Frage für die EU in Angriff nehmen wird.“

Beteiligte Abgeordnete
Vizevorsitzender
Malta
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