Heute Abend haben die beiden Verhandlungsführerinnen des Europäischen Parlaments, die sozialdemokratischen Abgeordneten Evelyn Regner und Lara Wolters, eine Einigung mit dem EU-Rat über die Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten erzielt. Seit über einem Jahrzehnt fordert die Sozialdemokratische Fraktion dieses wegweisende Gesetz, das die Gleichstellung der Geschlechter sowohl unter nicht geschäftsführenden als auch unter geschäftsführenden Direktoren von Unternehmen in der EU verbessern wird.

Die Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten wird ein offenes und transparentes Verfahren einführen, um bis Ende Juni 2026 einen Frauenanteil von mindestens 40% in nicht geschäftsführenden Aufsichtsräten von EU-Unternehmen zu erreichen, mit verbindlichen Maßnahmen zur Erreichung dieses Ziels. Für Mitgliedsstaaten, die Quoten sowohl in geschäftsführenden als auch in nicht geschäftsführenden Aufsichtsräten einführen, beträgt die allgemeine Mindestanforderung 33%. Außerdem müssen die Mitgliedsstaaten ein Strafsystem für Unternehmen einrichten, die diese Bestimmungen nicht erfüllen.

Die Sozialdemokratin Evelyn Regner, Verhandlungsführerin des Europäischen Parlaments zur Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten im Ausschuss für Frauenrechte und Geschlechtergleichstellung, sagte dazu:

„Ich bin unglaublich glücklich und stolz, weil wir, die Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten, die Vorreiterrolle in diesem wichtigen Dossier übernommen haben, das für Frauen einen konkreten Unterschied machen wird! Zu lange haben wir in der europäischen Wirtschaft die Talente und Möglichkeiten von Frauen vergeudet.

Diese Richtlinie für mehr Frauen in Vorständen in der ganzen Europäischen Union ist ein großer Schritt, für den wir zehn Jahre gebraucht haben. Seit ich 2012 mit der Arbeit an dem Vorschlag begonnen habe, sind wir jedoch vorangekommen, und jetzt haben wir eine Richtlinie für Chancengleichheit, faire Auswahlverfahren und endlich mehr Frauen in der Entscheidungsfindung von Unternehmen! All das ist nur der erste Schritt von vielen, aber einer, auf den die Sozialdemokratische Fraktion stolz sein kann.“

Lara Wolters, sozialdemokratische Verhandlungsführerin des Parlaments zur Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten im Rechtsausschuss, sagte:

„Alle Daten zeigen, dass die Gleichstellung der Geschlechter an der Unternehmensspitze nicht durch Zufall zustandekommt. Wir wissen auch, dass mehr Vielfalt in Vorstandsetagen zu besseren Entscheidungen und Ergebnissen beiträgt. Trotz jahrelanger Blockaden bin ich stolz darauf, dass wir die Mitgliedsstaaten dazu bringen konnten, diesem Meilenstein ‚Frauen in Aufsichtsräten‘ endlich zuzustimmen. Er wird dafür sorgen, dass Fortschritte in 27 Mitgliedsstaaten gleichzeitig vorangetrieben werden.“

Hinweis für die Redaktion:

Derzeit haben nur 9 von 27 Mitgliedsstaaten nationale Rechtsvorschriften zur Gleichstellung der Geschlechter in Aufsichtsräten. Die Mitgliedsstaaten, die nachweislich bereits wirksame nationale Rechtsvorschriften haben, könnten die Maßnahmen dieser Richtlinie unter ganz bestimmten Umständen aussetzen. Sie würden aber einer regelmäßigen Überprüfung durch die Europäische Kommission unterzogen, um sicherzustellen, dass sie dasselbe Ziel von 40% erreichen.

Die Auswahlverfahren der Unternehmen müssen so angepasst werden, dass sie klare, vorab festgelegte Kriterien enthalten. Bei der Auswahl zwischen gleich qualifizierten Bewerbern ist dem weniger vertretenen Geschlecht der Vorzug zu geben.

Die neuesten Zahlen, die im Dezember 2021 vom Europäischen Institut für Gleichstellungsfragen veröffentlicht wurden, zeigen, dass der Anteil von Frauen in den Aufsichtsräten der größten börsennotierten Unternehmen in der EU von 11,9% im Jahr 2010 auf 31,3% gestiegen ist. Allerdings sind sieben von zehn Vorstandsmitgliedern immer noch Männer. Der Abstand ist sogar noch größer, wenn wir nur CEOs berücksichtigen, mit 79,2% Männern und nur 20,8% Frauen.

Die Kommission hat den Vorschlag bereits 2012 vorgelegt, das Europäische Parlament hat seine Position 2013 angenommen. Nach jahrelangem Widerstand in einem konservativ dominierten Rat wurde die blockierte Richtlinie kurz nach der Bildung einer neuen fortschrittlichen Regierung in Deutschland Anfang dieses Jahres von den Mitgliedsstaaten freigegeben.

Beteiligte Abgeordnete
Mitglied
Österreich
Mitglied
Niederlande
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