Am Ende eines dreitägigen Besuchs in der Türkei mit Gesprächen mit türkischen Behörden, Oppositionsführern und Vertretern von Minderheiten und Nichtregierungsorganisationen im Bereich der religiösen Rechte und der Frauenrechte erklärte Gianni Pittella, Vorsitzender der Sozialdemokratischen Fraktion im Europäischen Parlament:

„Die Europäische Union muss der Türkei eine echte Integrationsperspektive bieten. Auf dem Spiel steht nicht nur die Anerkennung des Status der Türkei als EU-Beitrittskandidat durch die EU, sondern auch eine strategische, wirtschaftliche und geopolitische Vision, die die Europäische Union nicht ignorieren kann. Es darf nicht zugelassen werden, dass irgendein einzelnes oder nationales Problem diesen Prozess in Geiselhaft nimmt. Nur eine wirkliche Option auf die europäische Integration kann das politische Leben der Türkei in Richtung europäische Standards bringen. Und nur eine echte Option auf die europäische Integration kann die Umsetzung von Reformen in der Türkei bei Minderheiten, Frauenrechten, religiösen Freiheiten und Medienfreiheit sicherstellen. Eine echte europäische Zukunft kann sich auch positiv auf die Friedensverhandlungen mit den Kurden auswirken und Ankara überzeugen, sich uneingeschränkt zum entscheidenden Kampf gegen den Islamischen Staat zu bekennen.

Egal, wie lange der Integrationsprozess dauert – eine stärkere europäische Integration ist im Interesse Europas wie auch der Türkei. Daher wollen wir die Verhandlungen über die Kapitel 23 und 24 der Beitrittsverhandlungen, also über Justiz, Grundrechte und Freiheiten, eröffnen, aber auch das Kapitel 17 über die Wirtschafts- und Währungspolitik wäre in naher Zukunft wünschenswert.

Zudem glauben wir als Sozialdemokraten fest, dass die Zeit für eine umfassende Lösung der Zypernfrage gekommen ist – im Einklang mit dem Völkerrecht und zum Wohl der griechisch-zypriotischen und der türkisch-zypriotischen Bevölkerung gleichermaßen. Was den jüngsten Streit über die Naturgasvorkommen im östlichen Mittelmeer anbelangt, erwarten wir, dass die Türkei die Souveränität Zyperns über seine Hoheitsgewässer respektiert. Gleichzeitig empfehlen wir, dass die zypriotischen Behörden sich bezüglich der Explorations- und Förderaktivitäten mit ihren türkischen Pendants abstimmen und die Gewinne für alle Zyprioten teilen.“