Der Missbrauch von Antibiotika höhlt ihre Wirksamkeit aus und führt zur Verbreitung von sehr widerstandsfähigen Bakterien - so sehr, dass daraus eine Bedrohung für die Menschheit geworden ist.

Der Umwelt- und Gesundheitsausschuss des Europäischen Parlaments nahm heute den Bericht der sozialdemokratischen Abgeordneten Karin Kadenbach an, der eine bessere EU-weite Koordinierung und mehr Finanzmittel zur Bekämpfung der antimikrobiellen Resistenz* fordert.

Das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) schätzt, dass in der EU jährlich rund vier Millionen Patienten an Infektionen erkranken, die sie sich im Krankenhaus zugezogen haben; 37.000 davon sterben daran.

 

Die Berichterstatterin des Europaparlaments, Karin Kadenbach, sagte dazu:

"Wenn nichts unternommen wird, könnte die antimikrobielle Resistenz bis 2050 mehr Todesfälle verursachen als Krebs. Wir müssen mit der Betrachtung des gesamten Kreislaufs beginnen, denn die Gesundheit von Mensch und Tier ist miteinander verknüpft. Krankheiten werden von Menschen auf Tiere übertragen, und umgekehrt. Deshalb unterstützen wir den ganzheitlichen Ansatz der Initiative ‘One Health’.

Die EU-Mitgliedsstaaten gehen dieses Problem unterschiedlich an. Daher fordern wir die EU-Kommission auf, eine verpflichtende routinemäßige Erfassung und Übermittlung von Überwachungsdaten auf EU-Ebene zu prüfen und Indikatoren zur Messung des Fortschritts im Kampf gegen die antimikrobielle Resistenz festzulegen.

Wir fordern die Kommission außerdem auf, die Rolle und die Finanzausstattung des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten auszuweiten, damit es besser auf die Resistenz gegen antimikrobielle Mittel vorbereitet ist."

 

Miriam Dalli, S&D Fraktionssprecherin für Umwelt und Gesundheit, sagte:

"Im Laufe der Jahre sind dank der Verwendung von Antibiotika zahllose Menschenleben gerettet worden. Gleichzeitig ist es aufgrund ihres Missbrauchs, der zu mikrobakterieller Resistenz führte, immer schwieriger geworden, bakterielle Infektionen zu behandeln. Wir laufen sogar Gefahr, in die Zeit vor Antibiotika und Penicillin zurückzufallen, was bedeuten würde, dass einst unheilbare Krankheiten erneut tödlich werden.

Die Initiative 'One Health' würde eine bessere Koordinierung der Gesundheitsdienste und der tierärztlichen Dienste gewährleisten. Wir müssen den Missbrauch und den übermäßigen Gebrauch von Antibiotika gemeinsam auf EU-Ebene angehen, sowohl bei der Behandlung von Menschen als auch von Tieren. Ebenso wichtig ist es, die unsachgemässe Entsorgung nicht genutzter Arzneimittel zu prüfen, die oft im Grundwasser enden und unsere Gesundheit gefährden."

 

* Hinweis für die Redaktion

Antimikrobielle Resistenz ist die Widerstandsfähigkeit gegen Medikamente für Infektionen, die nicht nur durch Bakterien, sondern auch durch andere Mikroben wie Parasiten, Viren und Pilze ausgelöst werden.