Im Vorfeld der wichtigen Abstimmung über hochwertige Praktika, die heute im Europaparlament stattfindet, fordert die Sozialdemokratische Fraktion die Abgeordneten auf, ihr Versprechen an junge Europäerinnen und Europäer zu halten und für ein europäisches Gesetz zu votieren, das allen Praktikanten eine Entlohnung garantiert.

Bislang ist es der S&D-Fraktion gelungen, die Kampagne der Konservativen und der Ultrarechten gegen etwaige EU-Vorschriften zu bezahlten Praktika zu vereiteln. Heute müssen wir dafür sorgen, dass sich unsere Vorstellungen erneut durchsetzen.

Alicia Homs, sozialdemokratische Verhandlungsführerin für hochwertige Praktika, sagte:

„Praktikantinnen und Praktikanten verrichten echte Arbeit, weshalb sie wie Arbeitnehmer behandelt und entlohnt werden müssen. Es ist höchste Zeit, dass wir damit aufhören, sie als billige oder unbezahlte Arbeitskräfte zu missbrauchen.

Im Mai konnten wir im Beschäftigungsausschuss die Forderung nach einem EU-Gesetz durchsetzen, das sicherstellen soll, dass alle Praktikanten auf dem freien Arbeitsmarkt wie Beschäftigte behandelt werden. Dies bedeutet unter anderem schriftliche Vereinbarungen mit angemessenen Arbeitsbedingungen, Zugang zu Sozialleistungen wie Krankenversicherung, Arbeitslosenleistungen und bezahltem Urlaub sowie die Anerkennung von Praktika als Berufserfahrung bei der Stellensuche. Wir müssen sicherstellen, dass all das heute im Plenum bestätigt wird.

Trotz der zu erwartenden Forderung des Parlaments, die Mindeststandards für auf dem freien Markt angebotene Praktika auf europäischer Ebene in einer Richtlinie zu regeln, gibt es noch andere Formen von Praktika, die im Rahmen der formalen Bildung oder von Lehrplänen erfolgen und die nicht auf europäischer Ebene geregelt werden können. Für all diese Fälle möchte das Parlament die derzeitigen unverbindlichen Empfehlungen durch eine rechtsverbindliche Entscheidung ersetzen. Diese Praktikanten sollten ebenfalls sozial abgesichert werden und stets eine finanzielle Aufwandsentschädigung für Dinge wie Unterkunft, Verpflegung und Fahrtkosten erhalten, und zwar je nach den sozioökonomischen Bedingungen und Lebenshaltungskosten in dem EU-Land, in dem sie arbeiten.“

Agnes Jongerius, beschäftigungspolitische Sprecherin der S&D-Fraktion, meinte:

„Wir sind weiterhin fest entschlossen, dafür zu sorgen, dass alle Praktika entlohnt und als Berufserfahrung anerkannt werden, zeitlich befristet sind und nicht erneuert oder verlängert werden dürfen, um an die Stelle von Einstiegsjobs, Vollzeitstellen oder unbefristeten Arbeitsverhältnissen zu treten. Ferner sind bei allen Praktika Inklusivität und die Bedürfnisse schutzbedürftiger Gruppen, vor allem von Menschen mit Behinderungen, zu berücksichtigen. 

Ich bin stolz darauf, dass wir unser Versprechen an junge Europäerinnen und Europäer zum Verbot unbezahlter Praktika bislang halten konnten und dass es uns gelungen ist, die Versuche der Konservativen in diesem Haus zu vereiteln, Rechtsvorschriften zu bezahlten Praktika zu verhindern. Wir erwarten vom Parlament, dass es heute im Plenum seine Zusicherung einhält. 

Wenn sich das Parlament für das neue Gesetz ausspricht, hoffen wir, dass es direkt zur Anhörung der Sozialpartner kommen kann, was der erste konkrete Schritt auf dem Weg zu einer gesetzlichen Regelung wäre. Wir bitten die Europäische Kommission, dann bis zum Jahresende einen entsprechenden Gesetzentwurf vorzulegen.“

Photo of MEPs Agnes Jongerius and Alicia Homs
Beteiligte Abgeordnete
Delegationsleiterin
Koordinatorin
Niederlande
Mitglied
Spanien
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