Die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament äußerte heute in einer Sonderanhörung im Ausschuss für Beschäftigung und soziale Angelegenheiten ernsthafte Bedenken hinsichtlich des Umgangs von Amazon mit seinen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern. Sie fordert Jeff Bezos, den CEO des Unternehmens, auf, vor dem Parlament zu erscheinen, um für sein äußerst fragwürdiges Geschäftsmodell zur Rechenschaft gezogen zu werden. Die S&D Fraktion wird außerdem darauf drängen, dass in einer bevorstehenden Plenarsitzung eine spezifische Debatte zu diesem Thema stattfindet.

Agnes Jongerius, sozialpolitische Sprecherin der S&D Fraktion, sagte dazu:

„Es darf nicht zugelassen werden, dass Amazon sein Modell prekärer Arbeitsplätze, das Arbeitnehmerrechte und Kleinunternehmen in einem unfairen Wettbewerb unterminiert, europaweit einführt. Amazon verfolgt seine Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen jede Sekunde und erlaubt ihnen nicht einmal, auf die Toilette zu gehen. Das ist abnormal und unmenschlich. Auf dem Sozialgipfel von Porto haben sich die Regierungschefs der Europäischen Union verpflichtet, qualitativ hochwertige Arbeitsplätze in Europa zu schaffen. Dazu müssen wir die Richtlinie über Zeitarbeitsunternehmen überarbeiten und es unmöglich machen, strukturelle Arbeiten mit Zeitarbeitsverträgen durchzuführen. Wir müssen Null-Stunden-Verträgen in ganz Europa ein Ende bereiten. Überwachungssoftware und -geräte, mit denen Amazon Arbeiter und Arbeiterinnen und ihre Gewerkschaften ausspioniert, haben in Europa keinen Platz!

Jeff Bezos kann die demokratischen Rechte des Europäischen Parlaments nicht einfach ignorieren, er sollte für die Praktiken in seinen Ausbeutungsbetrieben zur Rechenschaft gezogen werden. Er muss an einer Anhörung im Plenum des Europäischen Parlaments teilnehmen.

Und als Sozialdemokratische Fraktion werden wir im Parlament weiterhin für Maßnahmen auf europäischer Ebene arbeiten, um alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer zu schützen und sicherzustellen, dass Amazon die europäischen Regeln und Werte einhält. Das Recht auf Vereinigung und das Streikrecht für Arbeiter und Arbeiterinnen sind in Europa nicht verhandelbar. Jeff Bezos muss lernen, damit zu leben.“

Pedro Marques, für ein starkes soziales Europa zuständiger Vizevorsitzender der S&D Fraktion, sagte:

„In der Europäischen Union sind es die europäischen Gesetzgeber, nicht die Unternehmen, die die Gesetze machen. Das sollte Amazon beachten, wenn es die Rechte der Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen mit Füßen tritt.

Europäische Gewerkschaftsführer, die mehr als 12 Millionen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer vertreten, haben die europäischen Institutionen in einem Brief aufgefordert, eine Untersuchung der möglicherweise illegalen Aktivitäten von Amazon gegen Beschäftigte des Unternehmens in Europa zu eröffnen. Das bedeutet, dass es ein ernstes Problem gibt, wenn die Führung des Unternehmens sich weigert, zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wir möchten von ihm persönlich hören, was er dazu zu sagen hat. Jeff Bezos muss vor dem Europäischen Parlament erscheinen.

Der Gewinnsprung von Amazon aufgrund der Pandemie gibt uns noch mehr Anlass, eine gründliche Prüfung der Geschäftspraktiken des Unternehmens zu fordern. Europäisches Geld und europäische Arbeiterinnen und Arbeiter stehen auf dem Spiel.”

Beteiligte Abgeordnete
Vizevorsitzender
Portugal
Delegationsleiterin
Koordinatorin
Niederlande
S&D-Pressekontakt(e)