Nachdem die Sozialdemokratische Fraktion im vergangenen Monat eine Kampagne gestartet hatte, hat das Europäische Parlament gestern in Brüssel den während des 2. Weltkriegs begangenen Völkermord an den Roma feierlich anerkannt. Das Parlament erklärte, dass ein „Europäischer Gedenktag für den Roma-Holocaust“ begangen werden sollte, um der 500.000 Roma zu gedenken, die von den Nazis vernichtet wurden.

Die Roma-Europaabgeordnete Soraya Post, sozialdemokratische Fraktionssprecherin für diese Kampagne und eine der Hauptakteurinnen hinter dieser historischen Entscheidung, sagte dazu:

„Der Standpunkt des Europäischen Parlaments ist ein wichtiger erster Schritt, um die Roma-Feindlichkeit anzusprechen. Er bricht das Schweigen rund um die Roma-Opfer des Nazi-Regimes und gibt den Roma jenen Platz in unserer gemeinsamen Geschichte, der ihnen so lange verwehrt worden ist. Die Anerkennung des Roma-Holocausts und die Schaffung eines Gedenktags für dessen Opfer sind entscheidend für den Kampf gegen Roma-Feindlichkeit in Europa.

Die Europaabgeordneten verurteilten zudem nachdrücklich und unmissverständlich die Tatsache, dass Roma auch heute noch Opfer rassistischer und gewalttätiger Angriffe sind. Sie fordern die EU-Kommission auf, die Achtung der Grundwerte der EU-Bürgerinnen und Bürger zu überwachen und auf systemische Verstöße zu reagieren, die vorkommen können.

Zusätzlich zur Frage des alltäglichen Kampfes der Roma um Gleichberechtigung hat das Europäische Parlament auch die Fragen des gleichberechtigten Zugangs zu Wohnraum, Gesundheitsversorgung, Bildung und Geschlechtergleichstellung angesprochen.“

Die stellvertretende Vorsitzende der S&D Fraktion, Tanja Fajon, fügte hinzu:

„Die Sozialdemokratische Fraktion hat sich immer an vorderster Front für die Integration der Roma in der EU eingesetzt, die Europas größte Minderheit darstellen, und wir werden auch weiterhin eine treibende Kraft sein. Nur ein ständiger und offener Dialog zwischen Roma- und Nicht-Roma-Interessengruppen und den EU-Institutionen wird helfen, unsere Vorurteile, die ständige Diskriminierung und Absonderung zu überwinden, indem wir die grundlegenden EU-Werte Gleichberechtigung und Schutz der Grundrechte hochhalten.

Die europäischen Institutionen sollten der Sozialdemokratischen Fraktion folgen und den Kampf gegen Roma-Feindlichkeit zu einer absoluten Priorität machen. Allzu oft leben Roma noch immer in äußerst schlechten Bedingungen und sind mit extremer sozialer Ausgrenzung konfrontiert, mit begrenztem Zugang zu Beschäftigung, Bildung, Gesundheitsversorgung, sozialen Diensten und Entscheidungsprozessen. Solche Bedingungen sind einer modernen Gesellschaft, die wir in Europa geschaffen haben wollen, nicht würdig.

Der Holocaust und Völkermord an den Roma durch die Nazis und andere Regime ist eine Tatsache, die noch immer weitgehend unbekannt und von der breiten Öffentlichkeit nicht anerkannt worden ist und in Schulen oft nicht anerkannt oder unterrichtet wird. Nur durch Anerkennung und Erinnerung können wir dafür sorgen, dass solche Grausamkeiten nie wieder verübt werden.“