Am 24. Mai will die Europäische Kommission ihre EU-Strategie für Kleinanleger vorlegen. Dies wäre eine gute Gelegenheit, dafür zu sorgen, dass die Finanzmärkte für die Menschen arbeiten. Allerdings machte die EU-Finanzkommissarin Mairead McGuinness heute in ihrer Rede auf der Eurofi-Konferenz deutlich, dass in der Strategie für Kleinanleger nicht vorgesehen ist, Anreizzahlungen für Finanzberater zu verbieten.

Ihren Darlegungen zufolge räumt die Europäische Kommission zwar ein, dass es in der EU ernsthafte Probleme aufgrund von einseitiger Finanzberatung gibt, dennoch würden Anreizzahlungen nicht komplett verboten, auch wenn die Tür für die Einführung einer solchen Maßnahme zu einem späteren Zeitpunkt aufgrund einer Revisionsklausel weiter offenstehe. Die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament sieht dies als vertane Chance und fordert auch weiterhin, das derzeitige System verzerrender Provisionszahlungen an Finanzberater sofort ausnahmslos zu verbieten, wie bereits in Großbritannien und den Niederlanden geschehen.

Biljana Borzan, für Wirtschaftsfragen zuständige Vizevorsitzende der S&D-Fraktion, sagte:

„Für die Sozialdemokratische Fraktion reichen die guten Absichten der Kommission nicht aus. Die Fraktion besteht auf einem kompletten Verbot von Anreizzahlungen als einzigen Weg, die Verbraucherinnen und Verbraucher in der EU bei der Anlageberatung zu schützen. Wir fordern die Kommission dringend dazu auf, ihr Vorgehen zu überdenken und in ihren endgültigen Vorschlag für eine Strategie für Kleinanleger, der im Mai vorgelegt werden soll, ein sofortiges Komplettverbot mit aufzunehmen.“

Eero Heinäluoma, sozialdemokratischer Verhandlungsführer für die EU-Rechtsvorschriften für die Märkte für Finanzinstrumente, sagte:

„Anreizzahlungen verzerren die Beratung von Verbrauchern in Finanzangelegenheiten, da die Berater Produkte empfehlen, die mit höheren Kosten einhergehen, wenn sie dadurch höhere Provisionen erzielen können. Der von der Kommission heute dargelegte Weg wird das grundlegende Problem und die grundsätzlichen Risiken nicht schmälern, sondern die Lösung des Problems nur weiter aufschieben.

Anreizzahlungen an Finanzberater müssen schleunigst verboten und durch ein transparentes Beratungsmodell mit vorab zu entrichtenden Gebühren ersetzt werden. In Ländern, in denen Anreize verboten wurden, wie im Vereinigten Königreich oder in den Niederlanden, ist das Vertrauen in Finanzberater gestiegen. Zudem haben die Verbraucherinnen und Verbraucher dort nun Zugang zu vielfältigeren, kostengünstigen Anlageprodukten, die normalen Kleinanlegern ein besseres Preis-Leistungs-Verhältnis bieten.“

Hinweis für die Redaktion:

Zurzeit ist die anreizbasierte Finanzberatung in den meisten europäischen Ländern die üblichste Form des Verkaufs von Anlageprodukten an Verbraucher. Fondsmanager und Versicherer zahlen Finanzberatern Provisionen, wenn sie ihre Produkte empfehlen, was häufig dazu führt, dass keine unvoreingenommene Beratung stattfindet. In den Niederlanden und in Großbritannien ist es Finanzberatern untersagt, Anreizzahlungen für die Anlageberatung anzunehmen. Stattdessen ist gesetzlich vorgeschrieben, dass Verbrauchern eine transparente Vorabgebühr für die finanzielle Beratung in Rechnung gestellt wird.

Verschiedene Studien zeigen, dass Finanzberater ihren Kunden häufig Anlageprodukte empfehlen, die mit höheren Kosten verbunden sind, wenn sie dadurch ihre Provision erhöhen können. In einer Untersuchung aus dem Jahr 2022 wurde beispielsweise festgestellt, dass Finanzprodukte, die aufgrund von Anreizzahlungen verkauft wurden, im Schnitt 25 % teurer waren als die ohne solche Anreize. Eine der neuesten Studien zeigt zudem, dass das Haushaltsvermögen in Ländern, in denen Anreizzahlungen verboten sind, nach 40 Jahren fast doppelt so hoch sein kann wie das von Haushalten in Ländern ohne ein Verbot.

Zivilgesellschaftliche Organisationen wie BEUC und BETTER FINANCE befürworten schon seit Langem die Einführung eines EU-weiten Verbots von Anreizzahlungen.

Beteiligte Abgeordnete
Delegationsleiterin
Vizevorsitzende
Kroatien
Schatzmeister
Finnland
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