Anlässlich des Internationalen Tages der Frau 2021 führte die Sozialdemokratische Fraktion im Europäischen Parlament eine zweitägige Online-Veranstaltung durch: Covid-19: Überwindung neuer Herausforderungen für die Gleichstellung der Geschlechter. Die Veranstaltung wurde im Rahmen des Sechsten Progressiven Jugendforums in Zusammenarbeit mit unseren Partnern SPE Frauen, FEPS, FES, YES und EWL organisiert.

Nach einem Tag mit Workshops für junge Menschen am Donnerstag diskutierten heute die Abgeordneten der S&D Fraktion, die sich mit Fragen der Geschlechtergleichstellung befassen, und die EU-Kommissarin für Gleichstellung, Helena Dalli, darüber, wie die negativen Auswirkungen der Covid-19-Krise auf Frauen angegangen werden können und die Gleichstellung der Geschlechter besser wiederaufgebaut werden kann.

Die S&D Fraktion hat Alarm geschlagen: Ein Jahr nach Beginn der Pandemie verdichten sich die Hinweise darauf, dass die Covid-19-Krise die jahrzehntelangen Fortschritte bei der Gleichstellung der Geschlechter zu gefährden droht, weil Frauen aus dem Arbeitsmarkt ausscheiden und traditionelle Geschlechterrollen gestärkt werden. Frauen sind vom Ausbruch und den Folgen der Covid-19-Pandemie stärker betroffen als Männer, und sogar stärker als von der Finanzkrise von 2008, da diesmal vor allem prekäre Arbeitsverhältnisse und Sektoren betroffen sind, in denen Frauen die Mehrheit darstellen*.

Die Vorsitzende der S&D Fraktion, Iratxe García Pérez, sagte zum Thema Gleichstellung der Geschlechter und zum Internationalen Tag der Frau 2021:

„Der diesjährige Tag der Frau ist anders. Die Krise hat die Situation von Frauen mit prekären Niedriglohn- oder Teilzeitjobs nur verschlechtert. Die Erfahrung aus früheren Krisen zeigt, dass es viel schwieriger ist, Arbeitsplätze von Frauen wiederherzustellen als Arbeitsplätze von Männern. Die geschlechtsspezifische Gewalt hat ebenfalls zugenommen, weil Frauen gezwungen waren, während des Lockdowns bei den Personen zu bleiben, die sie missbrauchen, und die Pandemie hat auch den Zugang der Opfer zu Unterstützungsangeboten eingeschränkt.

Deshalb ist es sehr wichtig, dass alle Maßnahmen und Wiederaufbaupläne die geschlechtsspezifische Perspektive berücksichtigen. Wir müssen Investitionen garantieren, um die Schaffung von Arbeitsplätzen zu fördern, das Lohngefälle zu verringern, Armut und soziale Ausgrenzung zu verhindern und die Betreuung von Kindern und anderen abhängigen Personen zu verbessern, damit mehr Frauen an bezahlter Arbeit teilhaben können.

Wir als Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten haben sichergestellt, dass die nationalen Aufbau- und Resilienzpläne, die die Mitgliedsstaaten vorlegen müssen, eine Erklärung enthalten müssen, wie die im Plan genannten Maßnahmen zur Gleichstellung der Geschlechter und zur Chancengleichheit für alle sowie zur flächendeckenden Einbeziehung dieser Zielsetzungen beitragen sollen.“

Die sozialdemokratische Fraktionssprecherin für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter, Maria Noichl, sagte:

„Insbesondere während dieser globalen Pandemie können wir Fragen der Geschlechtergleichstellung nicht auf Eis legen. Dieses Jahr hat gezeigt, dass Frauen in der Pandemie wegweisend sind: Sie sind im Gesundheitswesen tätig und arbeiten in anderen wesentlichen Berufen wie Einzelhandel, Bildung und Betreuung von Kindern und anderen abhängigen Personen. Dies darf hinterher nicht vergessen werden. Die Pandemie und ihre wirtschaftlichen Folgen müssen die geschlechtsspezifische Dimension einbeziehen, um Europa wieder auf die Beine zu bringen. Wir können sie nicht nur einmal im Jahr am Tag der Frau erwähnen und den Rest des Jahres ignorieren.

Gestern war ein guter Tag für Frauen, da die EU-Kommission endlich eine Richtlinie zur Einführung von Maßnahmen für mehr Transparenz bei Gehältern vorgeschlagen hat – ein erster und notwendiger Schritt, um diskriminierende Lohnunterschiede zwischen Männern und Frauen zu beenden. Dies ist nur ein Anfang. Wir fordern EU-weit gerechte Mindestlöhne, die rasche Wiederbelebung und Annahme der Richtlinie über Frauen in Aufsichtsräten sowie der sogenannten Antidiskriminierungsrichtlinie und die Ratifizierung des Istanbuler Übereinkommens zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen. Weil es keine Gerechtigkeit, Demokratie und Gleichheit geben kann, ohne dass Männer und Frauen wirklich gleiche Rechte genießen.“

Hinweise für die Redaktion:

Laut UN Frauen, der Organisationseinheit für die Förderung von Frauen und Geschlechtergleichheit bei den Vereinten Nationen, sollte die Armutsquote von Frauen zwischen 2019 und 2021 um 2,7% sinken, aber jetzt deuten die Prognosen auf einen Anstieg von 9,1% aufgrund der Pandemie und ihrer Folgen hin.

* Eurostat-Daten zeigen, dass zwischen April und September 2020 mehr Frauen als Männer ihren Job verloren haben: Die Arbeitslosenquote für Frauen stieg von 6,9% auf 7,9%, jene für Männer von 6,5% auf 7,1%. Die Pandemie hat auch mehr Frauen als Männer in Untätigkeit getrieben (was tatsächlich bedeutet, dass sie aus dem Arbeitsmarkt ausgeschieden sind). Schätzungen zufolge haben seit März letzten Jahres 4,2 Millionen Zeitarbeitskräfte und 1,6 Millionen Teilzeitbeschäftigte in Europa ihren Arbeitsplatz verloren, die Mehrheit davon Frauen.

Die Sektoren, die am stärksten von der Pandemie betroffen sind, sind auch die Sektoren, die einen hohen Frauenanteil aufweisen und sich durch einen hohen Anteil prekärer Jobs und sogar von Schwarzarbeit auszeichnen, darunter Beherbergung und Gastronomie sowie Kunst und Unterhaltungsdienste. Das Europäische Institut für Gleichstellungsfragen (EIGE) schätzt, dass 1,8 Millionen Arbeitsplätze in den Bereichen Beherbergung und Gastronomie verloren gingen und davon rund eine Million von Frauen besetzt waren.

An der Veranstaltung nahmen die folgenden Mitglieder der S&D Fraktion teil: Heléne Fritzon, Vizefraktionsvorsitzende; Evelyn Regner, Vorsitzende des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter; Marc Angel, Ko-Vorsitzender der fraktionsübergreifenden Arbeitsgruppe LGBTI im Europäischen Parlament; Robert Biedroń, stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für die Rechte der Frau und die Gleichstellung der Geschlechter; Maria Noichl und Maria-Manuel Leitão Marques. Die Vorsitzende der SPE Frauen, Zita Gurmai, nahm ebenfalls an der Diskussion teil.

Die Aufzeichnung unserer Veranstaltung können Sie hier ansehen: Covid-19: Überwindung neuer Herausforderungen für die Gleichstellung der Geschlechter 

Link zum Video: 8. März 2021 - Internationaler Tag der Frau - YouTube

 

Beteiligte Abgeordnete
Vorsitzende
Spanien
Delegationsleiterin
Vizevorsitzende
Schweden
Koordinatorin
Deutschland
Mitglied
Luxemburg
Delegationsleiter
Mitglied
Polen
Delegationsleiterin
Mitglied
Portugal
Mitglied
Österreich
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